Schlagwort-Archive: Buchcover

  Wie viel Design steckt in Buchkunst?

Umschlagseite 1, Umschlagseite 4, Rücken, Klappen. Einband, Kopfband, Leseband, Vorsatz/Nachsatz. Satzspiegel, Falze, Kantenumläufe, Beschnittränder und -Zugaben. Materialeigenschaften, Bindungsarten. Banderolen, Prägungen, Stanzformen, Sonderfarb-Separationen, Lacke. Ein Buchcover ist nicht nur ein Titelbild, sondern ein dreidimensionales Materialmix-Geschöpf. Deshalb ist Buchgestaltung vielfaches »um die Ecke Denken«. Kreativität, Ausdruck, Schönheit ja – aber auch solides Packaging Design mit viel technischer und ökonomischer Kenntnis, Präzisionsversessenheit, Planungsliebe bis ins kleinste Detail – damit am Ende alles Schöne auch richtig sitzt und »klappt« (und das ist Design).

Peter Frankopan, geboren 1971, Professor für Globalgeschichte an der Universität Oxford, zählt zu den profiliertesten Historikern Großbritanniens und unserer Zeit. Die deutschen Ausgaben seiner klugen wie modernen weltgeschichtlichen Betrachtungen erscheinen seit 2017 im Rowohlt Berlin Verlag, für den ich alle vier bisher erschienenen Bände (äußerlich) gestalten durfte. »Zwischen Erde und Himmel« von Peter Frankopan war ein weiterer »Spiegel«-Bestseller dieses Autors und nominiert für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2023.

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  Buchcovergestaltung für »Die Kanzlerin« von Ursula Weidenfeld (Rowohlt·Berlin)

Zitat aus dem Klappentext: »Das mächtigste Amt der deutschen Politik hat noch niemand freiwillig aufgegeben – außer Angela Merkel. Dabei hat sie sich gerade am Ende ihrer Amtszeit wieder als Krisenmanagerin bewährt und hohe Zustimmungswerte erhalten. Denn so schätzen sie die Deutschen: Angela Merkel ist so pragmatisch, wie Helmut Schmidt es gerne gewesen wäre. Ideologien, Weltanschauungen, Grundsatzfragen interessieren sie wenig. Unaufgeregt schlachtete sie mehrere heilige Kühe der Christdemokraten, etwa die Wehrpflicht oder die Kernkraft. Kritiker warfen ihr deshalb vor, ihr einziges Programm sei es, Kanzlerin zu sein. Und doch hat sie, ideologiefrei, visionslos, eine Ära der deutschen Politik geprägt: Die Jahre von 2005 bis 2021 sind eindeutig die Merkel-Jahre. Jetzt, da diese Ära zu Ende geht, ist es Zeit, sie genauer anzusehen: Was bleibt? Wurde da ›nur‹ pragmatisch regiert, oder sind Entwicklungen in Gang gesetzt worden, die über den Tag hinausweisen? Ja, die gibt es, sagt Ursula Weidenfeld, und sie werden entscheidend sein für unsere nächsten Jahre. Dieses Buch ist mehr als eine Bilanz. Es versucht, dem Phänomen Merkel gerecht zu werden – und zeichnet das Bild einer Frau, die Deutschland verändert hat.«

Covergestaltung: Frank Ortmann | Porträtfoto: © Dominik Butzmann / laif | Erscheinungstermin: 17. August 2021

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  Remake eines Klassikers innerhalb der Max-Goldt-Reihe

Wer sich dieser Tage das Taschenbuch »Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens« im Handel kauft, erhält diesen mittlerweile zum 6. Mal aufgelegten Max-Goldt-Klassiker in einem neugestalteten, handgezeichneten Cover. Mit der Neugestaltung, passend zu den Goldt-Büchern »QQ« und »Ein Buch namens Zimbo« (Cover, die ich in den Jahren zuvor gestaltet habe), hatten mich der Schriftsteller und der Rowohlt Verlag Ende 2011 beauftragt.

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  Frank Ortmann gestaltet Rowohlt-Cover für Jeffrey Eugenides

Jeffrey Eugenides ist ein US-amerikanischer Schriftsteller mit griechischen Wurzeln, geboren 1960 in Detroit. Kritiker rechnen ihn zu den »Twenty Writers for the 21st Century« und »Best Young American Novelists«. Sein Debütroman »The Virgin Suicides« wurde von Sofia Coppola verfilmt. Für seinen Roman »Middlesex« erhielt er 2003 den Pulitzer-Preis. Heute lebt Jeffrey Eugenides in Berlin, wo ich vom Rowohlt Verlag mit ihm bekannt gemacht und mit der Titelgestaltung seines neuen Romans beauftragt wurde. »Die Liebeshandlung« mit dem Umschlag aus (virtueller) Leuchtreklameschrift wird ab Oktober im Handel sein. Der Schriftsteller hat neun Jahre an dem Roman gearbeitet, das Hardcover-Buch wird 700 Seiten umfassen.

Das sind nicht etwa Alternativ-Vorschläge für das Eugenides-Cover, sondern Momentaufnahmen seiner technischen Umsetzung. Die grundlegende Komposition der Neonröhrenschrift sowie der »Verkabelung« zeichnete ich mit Filzstiften. Anschließend am Rechner zeichnete ich die Linien des Scans mit Bézierkurven (manuell) nach und übertrug so das Bild in eine Vektorgrafik, die als Basis für die 3D-Konstruktion und -Visualisierung im CAD-Programm diente.

Zu jedem Zeitpunkt musste dabei bereits realistisch an die Eigenheiten (und Machbarkeiten) von gebogenen Glasröhren gedacht werden, damit sich schließlich der überzeugende Eindruck einer funktionierenden, tatsächlich existenten Leuchtschrift mit allen typischen Materialeigenschaften einstellen würde. Für den virtuellen Bau des komplexen Objekts danke ich herzlich dem Produktdesigner Jim M. Görtz vom Polyformwerk, dessen Dienste unbedingt zu empfehlen sind. In mühevoller Detailarbeit und dank seiner Erfahrung entstand in seinem Rechner die gewünschte Installation samt Röhren, Kabeln, Isolierungen und Aufhängung. Dabei kamen drei verschiedene 3D-Programme zum Einsatz, mit denen Jim Görtz jeden gestalterischen Wunsch erfüllte, sodass man getrost sagen könnte: Das Reklameschild der »Liebeshandlung« – es existiert!

Den letzten Schliff nach dem Rendering besorgten Photoshop und ein paar »Ortmannsche Tricks«, bis sich schließlich die angestrebte Ebenenhaftigkeit aus Leuchtstoffröhren, Kabeln, Licht, Reflexionen und Schatten einstellte, die dem ausschließlich typografischen Cover eine anziehende, reichhaltige Tiefe verleiht.

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