Schlagwort-Archive: Buchgestaltung
12 06 2021 Buchcovergestaltung für »Die Kanzlerin« von Ursula Weidenfeld (Rowohlt·Berlin)
Zitat aus dem Klappentext: »Das mächtigste Amt der deutschen Politik hat noch niemand freiwillig aufgegeben – außer Angela Merkel. Dabei hat sie sich gerade am Ende ihrer Amtszeit wieder als Krisenmanagerin bewährt und hohe Zustimmungswerte erhalten. Denn so schätzen sie die Deutschen: Angela Merkel ist so pragmatisch, wie Helmut Schmidt es gerne gewesen wäre. Ideologien, Weltanschauungen, Grundsatzfragen interessieren sie wenig. Unaufgeregt schlachtete sie mehrere heilige Kühe der Christdemokraten, etwa die Wehrpflicht oder die Kernkraft. Kritiker warfen ihr deshalb vor, ihr einziges Programm sei es, Kanzlerin zu sein. Und doch hat sie, ideologiefrei, visionslos, eine Ära der deutschen Politik geprägt: Die Jahre von 2005 bis 2021 sind eindeutig die Merkel-Jahre. Jetzt, da diese Ära zu Ende geht, ist es Zeit, sie genauer anzusehen: Was bleibt? Wurde da ›nur‹ pragmatisch regiert, oder sind Entwicklungen in Gang gesetzt worden, die über den Tag hinausweisen? Ja, die gibt es, sagt Ursula Weidenfeld, und sie werden entscheidend sein für unsere nächsten Jahre. Dieses Buch ist mehr als eine Bilanz. Es versucht, dem Phänomen Merkel gerecht zu werden – und zeichnet das Bild einer Frau, die Deutschland verändert hat.«
Covergestaltung: Frank Ortmann | Porträtfoto: © Dominik Butzmann / laif | Erscheinungstermin: 17. August 2021
24 03 2020 Seit neun Jahren Dienst am schönen Buch – Frank Ortmann für den Rowohlt Verlag
Seit 2011 arbeite ich als freier Buchgestalter und Art Director für den Rowohlt Verlag. Höchste Zeit also, für eine kleine Retrospektion. Neben Literatur-Buchcovern für die Dachmarke (Rowohlt Buchverlag) gestaltete ich fast alle Neuerscheinungen der letzten neun Jahre im Ressort Sachbuch beim Imprint Rowohlt∙Berlin, auch hier mit gelegentlichen Ausflügen in die Literaturbuch-Sparte und ins Corporate Design des Verlags. 2012 beispielsweise überarbeitete ich das Erscheinungsbild des Berliner Vorschaumagazins »Rowohlt∙Berlin – Die neuen Bücher«.
Eine ganz besondere Ehre wurde mir Ende 2015 zuteil: Auf Initiative und unter der Leitung der damaligen Verlagschefin Barbara Laugwitz wurde ich mit der Gestaltung zweier neuer Logos für den Hauptverlag beauftragt. Zum einen war das »zwar gut funktionierende Kastenlogo« von 2001 typografisch doch schon etwas in die Jahre gekommen, des Weiteren rauschte es allmählich auch andernorts im Blätterwald, das Logo sei unzeitgemäß emotionslos, »kein Schmuck« für das nicht selten heiß geliebte Produkt Buch. Anspruch des Rowohlt Verlages sei es aber immer gewesen, nicht nur gutes, sondern ebenso gut gestaltetes Buch zu verlegen. Bei der Archivrecherche kam dann das meisterliche, erste Verlagssignet von Walter Tiemann ans Licht … Barbara Laugwitz entschied, Zeichen zu setzen und hauchte, mit der Wiederaufnahme dieses exponierten Details in modernerer Form, dem ästhetischen Verlagsmanifest neues Leben ein. Angesichts wachsender »Billigkonkurrenz« durch Onlineverlage und Fast-Food-Literatur sicher nicht nur ein hübsches Statement – sondern auch eine kluge Entscheidung, da auffälliges Qualitäts-Signal an den Markt.
Von Barbara Laugwitz und der Geschäftsführung mit dem Redesign beauftragt, trat ich in die großen Fußstapfen des deutschen Grafikers Walter Tiemann, der das erste Rowohlt-Verlagssignet gestaltet hat, das im Jahr 1910, also vor 110 Jahren, eingeführt worden war. Walter Tiemanns ERV-Signet enthielt noch die Initiale E des Vornamens von Verlagsgründer Ernst Rowohlt, welches im heutigen Firmenzeichen obsolet ist und sogar verwirrend wäre. Das 2016 von mir gestaltete hommagierende RV-Signet, das auf die beeindruckend lange Tradition dieses Verlags hinweist, wird seither als Schmuckelement in den Titeleien und auf den Buchrücken eingesetzt. Dazu passend gestaltete ich auch eine neue Rowohlt-Wortmarke, die den modernen Verlag im Alltag schneller identifiziert als das Signet, und deren formale Zurückhaltung weniger stark in die individuelle Gestaltung unterschiedlichster Buchtitel eingreift. Das neue RV-Signet und die neue klassisch-moderne Wortmarke lösen nach fast 20 Jahren das gestürzt oder waagerecht eingesetzte Rowohlt-Logo mit dem quadratischen ro-Modul auf allen Büchern des Hauptverlags (Rowohlt Buchverlag) ab.
Ein großer Verlag wie Rowohlt arbeitet mit vielen unterschiedlichen Agenturen und Personen zusammen. Für den richtigen und vor allem einheitlichen Umgang mit den beiden neuen Verlagslogos entwickelte ich auch die Gestaltungsrichtlinien in Form eines kleinen Manuals.
Schöner Rücken, auch unter dem Papierumschlag: seit der Einführung des neuen RV-Signets 2016 ist Rowohlt dazu übergegangen, nun auch das Signet mit in den Einband zu prägen.
Messestand des Rowohlt Verlags mit neuer Wortmarke, Frankfurter Buchmesse 2019
Foto: © Marle Scheither
Es folgt nun eine kleine, persönliche Auswahl von Buchcovern, die ich in den letzten Jahren für den Rowohlt Buchverlag und den Rowohlt∙Berlin Verlag gestaltet habe. »Cover gestaltet« meint hier übrigens nicht nur Entwurf und druckreife Umsetzung dieser letztendlichen Vorderansichten des Buchumschlags. Hinter jedem dieser Rowohlt-»Cover« verbirgt sich eine Vorhut von durchschnittlich fünf gänzlich anderen gangbaren, ausgestalteten Entwürfen, aus denen eine vielköpfige kritische Jury nach gründlichen Erwägungs-, Abstimmungs- und Korrektur-Runden schließlich diesen auserkoren hat. Und eine Nachhut, denn zur Covergestaltung gehört jeweils auch noch ein kompletter Umschlag (ausgenommen Leinenbände), also Rücken, Klappen und eine würdige Hinteransicht, die das Titelmotiv fortführen oder wenigstens damit korrespondieren müssen; sowie schließlich die Ausstattung (Konfektionierung) des Buches, also die Bestimmung der äußeren Materialien, die Gestaltung des Einbands, von Vor- und Nachsatz, Kapital- und Lesebändchen, Prägungen. Ein sogenanntes Cover ist also in keiner Hinsicht bloß »zweidimensional«.
… und viele, viele mehr (große Namen und Spiegel-Bestseller inklusive). Bis heute sind im Rowohlt Verlag 168 meiner Cover, für 108 unterschiedliche Autorinnen und Autoren erschienen (Stand: März 2020).
04 12 2012 »Tintentanz« beim Verlag Hermann Schmidt Mainz erschienen
Im Oktober ist das Buch »Tintentanz – Die Ausdruckskraft der eigenen Handschrift entdecken« beim Verlag Hermann Schmidt Mainz erschienen. Der auf hochambitionierte Titel ausgerichtete Verlag mit dem Aldusblatt zählt zu den führenden Fachverlagen für Typografie und Grafikdesign im deutschsprachigen Raum. Die Autoren des Buches sind mein Hochschullehrer Hans-Jürgen Willuhn (früher Student bei Albert Kapr, Diplomgrafiker, Meisterkalligraf und Schriftlehrer – seit über fünfzig Jahren »der Schrift verschrieben«) und meine Kommilitonin Pauline Altmann, eine ausgezeichnete Grafikdesignerin, Typografin und Buchgestalterin.
© Foto: Pauline Altmann / Hans-Jürgen Willuhn / Verlag Hermann Schmidt Mainz
Mit von der Partie sind auch einige meiner schriftgrafischen Arbeiten aus dem Studium, worüber ich sehr erfreut bin. Dazu zählt das kalligrafische Einbandmotiv, das einst meiner »Feder« entsprang, und zwar nach der wertvollen Begegnung mit Hans-Jürgen Willuhn, dem ich viel zu verdanken habe. Mit diesem Buch kommt nun sein äußerst frisches Kalligrafiekonzept in die Form eines reich bebilderten, exzellent gestalteten Anleitungsbuches. Dabei wird Kalligrafie nicht als ermüdendes Einstudieren »richtiger« Buchstaben verstanden, sondern als das »abenteuerliche Zusammenspiel von Schreibgerät, Schreibflüssigkeit und Beschreibstoff – koordiniert und realisiert durch die Individualität des Schreibenden« (Hans-Jürgen Willuhn).
»Tintentanz« ist ein Plädoyer für die (Wieder)Entdeckung der Vielfältigkeit des Skripturalen als natürliche, persönliche Ausdrucksform und die ästhetische Qualität ungezwungener, rhythmischer Schriftbilder, welche sich für lebendige Botschaften ebenso gut eignen, wie für originelle Illustrationen, Muster und Vignetten – ein bereicherndes Kontrastprogramm zu Fonts und Geometrie. Gestalter sowie Freunde der Schriftgrafik und Buchkunst wird dieser (keineswegs nur schwarzweiße!) Halbleinenband beglücken. »Belehren« wird er nur diejenigen, die glauben, Kalligrafie höre bei manierierten Glückwunschkarten, exerzierter Schönschrift und altmodischen Urkunden auf.
www.tintentanz.de
www.typografie.de (Verlag Hermann Schmidt Mainz)
19 06 2012 Frank Ortmann gestaltet Rowohlt-Cover für den neuen Roman von Martin Walser
20 07 2011 Frank Ortmann gestaltet Rowohlt-Cover für Jeffrey Eugenides
Jeffrey Eugenides ist ein US-amerikanischer Schriftsteller mit griechischen Wurzeln, geboren 1960 in Detroit. Kritiker rechnen ihn zu den »Twenty Writers for the 21st Century« und »Best Young American Novelists«. Sein Debütroman »The Virgin Suicides« wurde von Sofia Coppola verfilmt. Für seinen Roman »Middlesex« erhielt er 2003 den Pulitzer-Preis. Heute lebt Jeffrey Eugenides in Berlin, wo ich vom Rowohlt Verlag mit ihm bekannt gemacht und mit der Titelgestaltung seines neuen Romans beauftragt wurde. »Die Liebeshandlung« mit dem Umschlag aus (virtueller) Leuchtreklameschrift wird ab Oktober im Handel sein. Der Schriftsteller hat neun Jahre an dem Roman gearbeitet, das Hardcover-Buch wird 700 Seiten umfassen.
Das sind nicht etwa Alternativ-Vorschläge für das Eugenides-Cover, sondern Momentaufnahmen seiner technischen Umsetzung. Die grundlegende Komposition der Neonröhrenschrift sowie der »Verkabelung« zeichnete ich mit Filzstiften. Anschließend am Rechner zeichnete ich die Linien des Scans mit Bézierkurven (manuell) nach und übertrug so das Bild in eine Vektorgrafik, die als Basis für die 3D-Konstruktion und -Visualisierung im CAD-Programm diente.
Zu jedem Zeitpunkt musste dabei bereits realistisch an die Eigenheiten (und Machbarkeiten) von gebogenen Glasröhren gedacht werden, damit sich schließlich der überzeugende Eindruck einer funktionierenden, tatsächlich existenten Leuchtschrift mit allen typischen Materialeigenschaften einstellen würde. Für den virtuellen Bau des komplexen Objekts danke ich herzlich dem Produktdesigner Jim M. Görtz vom Polyformwerk, dessen Dienste unbedingt zu empfehlen sind. In mühevoller Detailarbeit und dank seiner Erfahrung entstand in seinem Rechner die gewünschte Installation samt Röhren, Kabeln, Isolierungen und Aufhängung. Dabei kamen drei verschiedene 3D-Programme zum Einsatz, mit denen Jim Görtz jeden gestalterischen Wunsch erfüllte, sodass man getrost sagen könnte: Das Reklameschild der »Liebeshandlung« – es existiert!
Den letzten Schliff nach dem Rendering besorgten Photoshop und ein paar »Ortmannsche Tricks«, bis sich schließlich die angestrebte Ebenenhaftigkeit aus Leuchtstoffröhren, Kabeln, Licht, Reflexionen und Schatten einstellte, die dem ausschließlich typografischen Cover eine anziehende, reichhaltige Tiefe verleiht.