Schlagwort-Archive: Frank Ortmann
10 06 2021 Neugestaltung des Familienwappens »Marschall von Bieberstein«
Wappenzeichnungen: © Frank Ortmann
24 03 2020 Seit neun Jahren Dienst am schönen Buch – Frank Ortmann für den Rowohlt Verlag
Seit 2011 arbeite ich als freier Buchgestalter und Art Director für den Rowohlt Verlag. Höchste Zeit also, für eine kleine Retrospektion. Neben Literatur-Buchcovern für die Dachmarke (Rowohlt Buchverlag) gestaltete ich fast alle Neuerscheinungen der letzten neun Jahre im Ressort Sachbuch beim Imprint Rowohlt∙Berlin, auch hier mit gelegentlichen Ausflügen in die Literaturbuch-Sparte und ins Corporate Design des Verlags. 2012 beispielsweise überarbeitete ich das Erscheinungsbild des Berliner Vorschaumagazins »Rowohlt∙Berlin – Die neuen Bücher«.
Eine ganz besondere Ehre wurde mir Ende 2015 zuteil: Auf Initiative und unter der Leitung der damaligen Verlagschefin Barbara Laugwitz wurde ich mit der Gestaltung zweier neuer Logos für den Hauptverlag beauftragt. Zum einen war das »zwar gut funktionierende Kastenlogo« von 2001 typografisch doch schon etwas in die Jahre gekommen, des Weiteren rauschte es allmählich auch andernorts im Blätterwald, das Logo sei unzeitgemäß emotionslos, »kein Schmuck« für das nicht selten heiß geliebte Produkt Buch. Anspruch des Rowohlt Verlages sei es aber immer gewesen, nicht nur gutes, sondern ebenso gut gestaltetes Buch zu verlegen. Bei der Archivrecherche kam dann das meisterliche, erste Verlagssignet von Walter Tiemann ans Licht … Barbara Laugwitz entschied, Zeichen zu setzen und hauchte, mit der Wiederaufnahme dieses exponierten Details in modernerer Form, dem ästhetischen Verlagsmanifest neues Leben ein. Angesichts wachsender »Billigkonkurrenz« durch Onlineverlage und Fast-Food-Literatur sicher nicht nur ein hübsches Statement – sondern auch eine kluge Entscheidung, da auffälliges Qualitäts-Signal an den Markt.
Von Barbara Laugwitz und der Geschäftsführung mit dem Redesign beauftragt, trat ich in die großen Fußstapfen des deutschen Grafikers Walter Tiemann, der das erste Rowohlt-Verlagssignet gestaltet hat, das im Jahr 1910, also vor 110 Jahren, eingeführt worden war. Walter Tiemanns ERV-Signet enthielt noch die Initiale E des Vornamens von Verlagsgründer Ernst Rowohlt, welches im heutigen Firmenzeichen obsolet ist und sogar verwirrend wäre. Das 2016 von mir gestaltete hommagierende RV-Signet, das auf die beeindruckend lange Tradition dieses Verlags hinweist, wird seither als Schmuckelement in den Titeleien und auf den Buchrücken eingesetzt. Dazu passend gestaltete ich auch eine neue Rowohlt-Wortmarke, die den modernen Verlag im Alltag schneller identifiziert als das Signet, und deren formale Zurückhaltung weniger stark in die individuelle Gestaltung unterschiedlichster Buchtitel eingreift. Das neue RV-Signet und die neue klassisch-moderne Wortmarke lösen nach fast 20 Jahren das gestürzt oder waagerecht eingesetzte Rowohlt-Logo mit dem quadratischen ro-Modul auf allen Büchern des Hauptverlags (Rowohlt Buchverlag) ab.
Ein großer Verlag wie Rowohlt arbeitet mit vielen unterschiedlichen Agenturen und Personen zusammen. Für den richtigen und vor allem einheitlichen Umgang mit den beiden neuen Verlagslogos entwickelte ich auch die Gestaltungsrichtlinien in Form eines kleinen Manuals.
Schöner Rücken, auch unter dem Papierumschlag: seit der Einführung des neuen RV-Signets 2016 ist Rowohlt dazu übergegangen, nun auch das Signet mit in den Einband zu prägen.
Messestand des Rowohlt Verlags mit neuer Wortmarke, Frankfurter Buchmesse 2019
Foto: © Marle Scheither
Es folgt nun eine kleine, persönliche Auswahl von Buchcovern, die ich in den letzten Jahren für den Rowohlt Buchverlag und den Rowohlt∙Berlin Verlag gestaltet habe. »Cover gestaltet« meint hier übrigens nicht nur Entwurf und druckreife Umsetzung dieser letztendlichen Vorderansichten des Buchumschlags. Hinter jedem dieser Rowohlt-»Cover« verbirgt sich eine Vorhut von durchschnittlich fünf gänzlich anderen gangbaren, ausgestalteten Entwürfen, aus denen eine vielköpfige kritische Jury nach gründlichen Erwägungs-, Abstimmungs- und Korrektur-Runden schließlich diesen auserkoren hat. Und eine Nachhut, denn zur Covergestaltung gehört jeweils auch noch ein kompletter Umschlag (ausgenommen Leinenbände), also Rücken, Klappen und eine würdige Hinteransicht, die das Titelmotiv fortführen oder wenigstens damit korrespondieren müssen; sowie schließlich die Ausstattung (Konfektionierung) des Buches, also die Bestimmung der äußeren Materialien, die Gestaltung des Einbands, von Vor- und Nachsatz, Kapital- und Lesebändchen, Prägungen. Ein sogenanntes Cover ist also in keiner Hinsicht bloß »zweidimensional«.
… und viele, viele mehr (große Namen und Spiegel-Bestseller inklusive). Bis heute sind im Rowohlt Verlag 168 meiner Cover, für 108 unterschiedliche Autorinnen und Autoren erschienen (Stand: März 2020).
09 04 2019 Schrifttitel und Plakate für Lennart Schilgen
Lennart Schilgen ist Liedermacher, Chansonnier, Musik-Kabarettist. Er lebt in Berlin, tourt mit seinem Soloprogramm und als Teil der Rock-’n’-Roll-Kabarett-Band »Tonträger« durch Deutschland. Für seine versierten und tiefgründig-heiteren Auftritte, bei denen er singt, Gedichte vorträgt und dabei spielend zwischen Klavier und Gitarre (sowie zwischen tragisch und komisch) wechselt, hat er bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten.
Porträtfoto: © Frank Eidel
Für seine aktuelle Tour beauftragte mich der vielseitige Künstler mit der Gestaltung seiner Programmplakate. Der Schrifttitel »Lennart Schilgen«, welcher unkonventionell, lebendig und spontan wirken sollte, ist handgezeichnet und steht in mattem Goldton auf schwarz-weißem Porträtfoto. − Eine Farbigkeit mit Bühnenaffinität, die aber auch signalisieren soll, was Lennart Schilgen neben Leichtigkeit, Witz und »Comedy« noch (dar)bietet: Talent, Klasse, eine philosophisch-kluge und anspruchsvolle − eben wirklich gute − Unterhaltung.
05 04 2019 Zwei neue Hörbücher für Max Goldt
Beinahe jedes Jahr bringt der Schriftsteller Max Goldt eins seiner begehrten, zweischeibigen Hörbücher heraus, welche ich ‒ neben den klassischen Büchern und Lesungsplakaten des Autors ‒ seit 2007 grafisch ausstatten darf. Auch bei diesen beiden Hörbüchern »Der Mann mit dem Mireille-Mathieu-Bart« (2017) und »Weltstars im Nadelwald« (2018) sind die Schrifttitel wieder handgezeichnet.
Unter den durchsichtigen Trays und auf den Audio-CDs von »Weltstars im Nadelwald« findet sich ein Muster, das Militärhistorikern womöglich seltsam bekannt vorkommt: Es handelt sich (schematisch ‒ ganz sicher nicht farblich) um »Strichtarn«, das in den 60ern eingeführte Tarnmuster der NVA. Angeordnet wie brav fallender Regen, sind hier wie einst natürlich stilisierte Tannennadeln zu sehen.
Foto zwischen den Tonträgern: © Stephan Katz
22 04 2016 Königstier in Königsdisziplin – Ein Logo für die Schatullenproduzenten Leo & Leo
Die Berliner Firma Leo & Leo produziert neue Schatullen und Humidore von traditioneller handwerklicher Güte. In diese hochpräzise Tischlerarbeit, für die es früher sogar einen spezialisierten Zweig der Kunsttischlerei gab, fließt Wissen und Erfahrung aus der ganzen Welt ein. Die beiden vielgereisten Cousins und Geschäftspartner Stefan und Dr. Per Leo sind zu gefragten Experten für erlesene Hölzer, deren Beschaffung, Verarbeitung und Oberflächen-Veredelung geworden. Die leidenschaftlich gewachsenen, fundierten gestalterischen Kenntnisse der Leos erstrecken sich von zuweilen erstaunlich gut duftenden afrikanischen Hölzern über Holzfurniere und Beschläge bis hin zum traditionellen Kunsthandwerk der japanischen Lackkunst (Urushi).
In einer Schatulle bewahrt man bekanntlich persönliche Wertgegenstände auf. Ihre kulturellen Glanzzeiten, erklärte mir Dr. Per Leo, hatte die Schatulle während des Biedermeier und des Art déco, wo sie zur Grundausstattung jedes bürgerlichen Haushalts gehörte. Während es uns unsinnig erschien, vom Biedermeier aus eine Brücke zum Grafikdesign schlagen zu wollen (damals existierte weder der Begriff, noch kennen wir heute eindeutig zuordenbare Beispiele), schien der Art déco hingegen bestens für eine Anspielung und Logoübersetzung geeignet. Der Art déco bot uns sein experimentierfreudiges, in geometrische Formen untergliederndes, mit Symmetrie spielendes Grafikdesign (par excellence) an, dessen leicht wiedererkennbares Wesen retrotauglich und bis heute faszinierend ist. Zudem war der Art déco auch noch von einer neu entfachten, weltweiten Ägyptenbegeisterung geprägt …
So entstand schließlich die Idee zu dieser dekorativen Bildmarke, in der ein symmetrischer Löwe, ähnlich einer ägyptischen Sphinx, den beschlagenen und mit Schloss versehenen Deckel einer symbolischen Schatulle bewacht. Die passend dazu gestaltete Wortmarke überführt ebenfalls streng geometrische Grundformen ins Dekorative und bekräftigt den Eindruck: dieses Logo ist eine Hommage an den Art déco – die strahlende Epoche des Kunst- und Schatullen-Handwerks der 1920er bis 40er Jahre.